
Quelle: E&M
AUS DER ZEITUNG:
„Mit der Bank kann man viel realisieren“
Stefan Berkenhoff berät Landwirte in Sachen Agri-PV. Im Interview schildert er seine Sicht der Dinge, warum Agri-PV − noch? − in der Nische ist und ob sie Subventionen braucht.
Stefan Berkenhoff (36) aus Hamburg hat 2024 das Start-up Metavolt mitgegründet, das sich auf die betriebswirtschaftliche Beratung
und -Projektbegleitung von Landwirten für Agri-PV in eigener Hand spezialisiert hat und zwölf Menschen beschäftigt. Auch Batteriespeicher
und Power-to-X stehen auf seiner Visitenkarte.
E&M: Herr Berkenhoff, Agri-PV ermöglicht eigentlich zwei Erlösströme: aus Solarstrom und weiterhin aus der landwirtschaftlichen Kultur unter und neben den Paneelen. Warum ist sie dann so in der Nische?
Berkenhoff: Das hat mehrere Gründe. Obwohl die Idee schon relativ alt ist − in den 1980er-Jahren hat einer der Gründungsväter des Fraunhofer ISE (Institut für Solare Energiesysteme; d. Red.) dieses Konzept aufgebracht −, hat es einige Zeit gebraucht, bis Unterkonstrukteure ihre Lösungen so weit und bezahlbar entwickelt hatten, dass man seriös darüber nachdenken konnte. Der zweite Punkt, warum es aktuell bei vielen Projekten noch hängt, sind die Verzögerungen im Solarpaket I und dass wir noch nicht die höheren Vergütungssätze aus dem EEG in Anspruch nehmen können. Die volkswirtschaftlichen Implikationen von Agri-PV sind positiv. Wir sollten sie realisieren und dazu brauchen wir jede Menge Projekte, die in die Fläche kommen, im wahrsten Sinne des Wortes.

E&M: Manche Projekte tragen sich schon von allein. Wozu braucht Agri-PV Subventionen?
Berkenhoff: Natürlich gibt es Modelle − an manchen arbeiten wir gerade −, in denen Agri-PV jetzt schon rentabel sein kann. Das kann in dem Kontext sein, dass durch Förderprogramme, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind, ein Teil der Investitionskosten übernommen oder rückvergütet wird. Das ist ein guter Weg, wie man Anlagen auch mit den aktuellen Fördersätzen wirtschaftlich hinbekommt. Oder man geht gar nicht übers EEG, sondern schließt eine Stromabnahmevereinbarung ab, zum Beispiel mit lokalen Abnehmern und Unternehmern, die in beiderseitigem Interesse ist. Deswegen gibt es immer wieder Möglichkeiten, auch jetzt schon Agri-PV zu realisieren, ohne auf das EEG zu warten. Das sehe ich genauso.
Wir von Metavolt wollen aber in den nächsten Monaten ein vom EEG und vom Solarpaket I unabhängiges, skalierfähiges Standardkonzept zum Abschluss bringen, unabhängig von Region und Bundesland.
E&M: Wenn wir bei aufgeständerten Konstruktionen bleiben: Kann man diese übergreifend für alle Kulturen − also Milch, Reben, Obst, Getreide − entwickeln, statt sie in Forschungsprojekten separat zu betrachten?
Berkenhoff: One-size-fits-all-Lösungen in Agri-PV gibt es grundsätzlich nicht. Es gibt aber Systemansätze wie zum Beispiel ein hochaufgeständertes Tischsystem. Damit planen wir sehr oft und gern, da es sich für Grünland, Weiden oder gewisse Acker- und Sonderkulturen einsetzen lässt. Obwohl wir systemagnostisch (herstellerübergreifend; d. Red.) herangehen, ist es immer der Referenzpunkt, weil es das wirtschaftlichste ist: Wir haben einen geringen Einsatz für die Unterkonstruktion und eine hohe Energiedichte pro Hektar. Ist aber ein solches System geeignet für Hopfen oder Getreide? Sicher nicht. Jede Abwandlung davon, zum Beispiel eine Erhöhung der Reihenabstände, bringt Abschläge von der Referenzwirtschaftlichkeit. Ich bin mir aber sicher, dass in der Produktion und der Beschaffung noch die eine oder andere Idee schlummert, wie man Kosten, Planungsaufwände und die bauliche Realisierung optimieren kann.
Was wir moderieren in unserem Kundenstamm, sind regionale Einkaufsgemeinschaften. Wenn in einer Gemeinde mehrere Anlagen entwickelt werden und diese dieselben Systeme einsetzen, ungefähr dieselben Anlagengrößen haben oder wenn Wechselrichter und Trafos ähnlich sind, kaufen wir das gebündelt ein. So lässt sich ein gewisser Kostenvorteil auch für Kleinanlagen realisieren.
E&M: Was waren nach Ihrer Beratungserfahrung die größten Hebel, um Agri-PV-Projekte wirtschaftlich zu machen?
Berkenhoff: Wir arbeiten mit einem betriebswirtschaftlichen Modell, das den Anspruch hat, eine Art Vollkostensicht einzubringen, also alle Capex (Kapitalkosten; d. Red.), alle Opex (Betriebskosten; d. Red.), Stromerlösprojektionen und einen Business Case über 30 Jahre rechnet. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Stellschrauben, um ein Projekt wirtschaftlich zu bekommen. Bei Fremdkapitalkosten gibt es Spielräume. Im Gespräch mit der Hausbank oder mit den verschiedenen KfW-Programmen kann man viel realisieren, zum Beispiel Tilgungsfreistellung oder sich gewisse Zinssätze sichern und so weiter. Dann haben wir Hebel bei Einkaufspositionen wie Trafo, Trasse und Unterkonstruktion. Das ist jetzt keine abschließende Liste, denn hier gibt es viele Möglichkeiten.
E&M: Herr Berkenhoff, Agri-PV ermöglicht eigentlich zwei Erlösströme: aus Solarstrom und weiterhin aus der landwirtschaftlichen Kultur unter und neben den Paneelen. Warum ist sie dann so in der Nische?
Berkenhoff: Das hat mehrere Gründe. Obwohl die Idee schon relativ alt ist − in den 1980er-Jahren hat einer der Gründungsväter des Fraunhofer ISE (Institut für Solare Energiesysteme; d. Red.) dieses Konzept aufgebracht −, hat es einige Zeit gebraucht, bis Unterkonstrukteure ihre Lösungen so weit und bezahlbar entwickelt hatten, dass man seriös darüber nachdenken konnte. Der zweite Punkt, warum es aktuell bei vielen Projekten noch hängt, sind die Verzögerungen im Solarpaket I und dass wir noch nicht die höheren Vergütungssätze aus dem EEG in Anspruch nehmen können. Die volkswirtschaftlichen Implikationen von Agri-PV sind positiv. Wir sollten sie realisieren und dazu brauchen wir jede Menge Projekte, die in die Fläche kommen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Stefan Berkenhoff
Quelle: E&M / Georg Eble
Quelle: E&M / Georg Eble
E&M: Manche Projekte tragen sich schon von allein. Wozu braucht Agri-PV Subventionen?
Berkenhoff: Natürlich gibt es Modelle − an manchen arbeiten wir gerade −, in denen Agri-PV jetzt schon rentabel sein kann. Das kann in dem Kontext sein, dass durch Förderprogramme, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind, ein Teil der Investitionskosten übernommen oder rückvergütet wird. Das ist ein guter Weg, wie man Anlagen auch mit den aktuellen Fördersätzen wirtschaftlich hinbekommt. Oder man geht gar nicht übers EEG, sondern schließt eine Stromabnahmevereinbarung ab, zum Beispiel mit lokalen Abnehmern und Unternehmern, die in beiderseitigem Interesse ist. Deswegen gibt es immer wieder Möglichkeiten, auch jetzt schon Agri-PV zu realisieren, ohne auf das EEG zu warten. Das sehe ich genauso.
Wir von Metavolt wollen aber in den nächsten Monaten ein vom EEG und vom Solarpaket I unabhängiges, skalierfähiges Standardkonzept zum Abschluss bringen, unabhängig von Region und Bundesland.
E&M: Wenn wir bei aufgeständerten Konstruktionen bleiben: Kann man diese übergreifend für alle Kulturen − also Milch, Reben, Obst, Getreide − entwickeln, statt sie in Forschungsprojekten separat zu betrachten?
Berkenhoff: One-size-fits-all-Lösungen in Agri-PV gibt es grundsätzlich nicht. Es gibt aber Systemansätze wie zum Beispiel ein hochaufgeständertes Tischsystem. Damit planen wir sehr oft und gern, da es sich für Grünland, Weiden oder gewisse Acker- und Sonderkulturen einsetzen lässt. Obwohl wir systemagnostisch (herstellerübergreifend; d. Red.) herangehen, ist es immer der Referenzpunkt, weil es das wirtschaftlichste ist: Wir haben einen geringen Einsatz für die Unterkonstruktion und eine hohe Energiedichte pro Hektar. Ist aber ein solches System geeignet für Hopfen oder Getreide? Sicher nicht. Jede Abwandlung davon, zum Beispiel eine Erhöhung der Reihenabstände, bringt Abschläge von der Referenzwirtschaftlichkeit. Ich bin mir aber sicher, dass in der Produktion und der Beschaffung noch die eine oder andere Idee schlummert, wie man Kosten, Planungsaufwände und die bauliche Realisierung optimieren kann.
Was wir moderieren in unserem Kundenstamm, sind regionale Einkaufsgemeinschaften. Wenn in einer Gemeinde mehrere Anlagen entwickelt werden und diese dieselben Systeme einsetzen, ungefähr dieselben Anlagengrößen haben oder wenn Wechselrichter und Trafos ähnlich sind, kaufen wir das gebündelt ein. So lässt sich ein gewisser Kostenvorteil auch für Kleinanlagen realisieren.
E&M: Was waren nach Ihrer Beratungserfahrung die größten Hebel, um Agri-PV-Projekte wirtschaftlich zu machen?
Berkenhoff: Wir arbeiten mit einem betriebswirtschaftlichen Modell, das den Anspruch hat, eine Art Vollkostensicht einzubringen, also alle Capex (Kapitalkosten; d. Red.), alle Opex (Betriebskosten; d. Red.), Stromerlösprojektionen und einen Business Case über 30 Jahre rechnet. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Stellschrauben, um ein Projekt wirtschaftlich zu bekommen. Bei Fremdkapitalkosten gibt es Spielräume. Im Gespräch mit der Hausbank oder mit den verschiedenen KfW-Programmen kann man viel realisieren, zum Beispiel Tilgungsfreistellung oder sich gewisse Zinssätze sichern und so weiter. Dann haben wir Hebel bei Einkaufspositionen wie Trafo, Trasse und Unterkonstruktion. Das ist jetzt keine abschließende Liste, denn hier gibt es viele Möglichkeiten.

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Mittwoch, 11.06.2025, 08:50 Uhr
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